Motivation

Es ist einige Wochen her, jedoch erinnere ich mich gerade in diesen Tagen im tiefen regnerischen Grau an eine für mich inspirierende Begegnung.

An jenem Nachmittag war ich mit meinem Hund zu einem Spaziergang aufgebrochen. Die Prognose nach dem Blick zum Himmel lies bei sachlicher Betrachtung kein gutes Ergebnis zu. Es regnete nicht, jedoch ein dunkles und dichtes Wolkenfeld stand am Horizont. Der Blick auf meine Wetter-App signalisierte mir zu meiner großen Beruhigung den Abzug des Regengebietes. Nach nicht einmal 20 Minuten Spaziergang schüttete es in Strömen und ich stellte mich mit meinem Hund bei einer Scheune unter.

Neben mir hatte bereits eine ältere Dame Unterstand gefunden und sie erfreute sich über die unvermutete Gesellschaft. Magdalene, welche ich schon seit meiner Kindheit kenne, spaziert täglich viele Kilometer.

Wir beide nutzen die Zeit des gemeinsamen Verweilens unter dem Scheunendach, während der Regen knapp vor uns wie ein dicker Vorhang die Umgebung verdunkelt. Wir reden über das Leben und das Sein. Schmunzeln muss ich, als Magdalene mir mitteilt, dass sie grundsätzlich gerade keine Zeit habe lange herumzustehen, denn sie sei in ihrem eigenen täglich Trainingsprogramm. Welches Training, möchte ich doch genauer wissen. Nun, erklärt Magdalene, ihr tägliches Spazieren sei für die Kondition und zum Aufwärmen. Zuhause würde dann ihr Gymnastikprogramm warten. Motivieren könne sie sich immer gut, denn während ihrer Übungen würde sie aus ihrem Kassettenrekorder Musik hören. Musik hören über Tape?

Welche Art von Musik, frage ich sie. Nun, die welche ich immer höre, von den Flippers und den Kastelruther Spatzen. So motiviert könne sie alle Dinge des Alltags gut meistern und nach dem Training auch die anschließende Ruhe geniesen. Ich lächele und verabschiede mich, trotz dem anhaltenden Regen, denn auf mich wartet ein Termin. Magdalene, welche doch eine Regenpause abwarten möchte, bleibt an der Scheune zurück.

Auf dem Heimweg, tief durchnässt, erkenne ich Magdalene, welche immer noch an der Scheune ausharrt und offensichtlich auf die Regenpause hofft. Zuhause angekommen, verschiebe ich meinen Termin, denn ich möchte wahrlich eine Dame mit fast 90 Jahren nicht im Regen stehen lassen. Darum hole ich Magdalene mit meinem Auto ab.

Aufgrund der Pandemiemaßnahmen, unter dem Damoklesschwert des Corona-Virus, sitzen wir beide schließlich mit Mund-/ Nasen-schutz das Gesicht bedeckt im trocknen Fahrzeuginneren und ich fahre sie nach Hause. Als ich sie an ihrer Wohnung absetze, bedankt sich Magdalene fröhlich und teilt mir mit, dass sie sich nun auf ihre Gymnastik mit ihrer Musik freue, welche ihr helfe sich wieder aufzuwärmen.

Danke Dir Magdalene, Corona kriegen wir auch noch rum!

Motivation kann so einfach sein!

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